Mein Foto in der MAX: Eine Frage des Prinzips

Cooool, denke ich, als ich die Betreffszeile einer E-Mail aus dem Burda-Imperium in meinem Postfach lese: „Bildanfrage von MAX Magazin“. Ein Foto von mir in einem Hochglanzmagazin, das wär doch mal was. Mal eben genauer lesen …

Lieber Ivo,

die Zeitschrift MAX, Deutschlands monatliches Foto- und Lifestyle-Magazin, druckt seit elf Monaten in jeder Ausgabe ein mehrseitiges Flickr-Portfolio mit den besten Fotografien aus Flickr. Der Zuspruch, den wir bekommen, ist enorm, Deshalb möchten wir die Serie auch in den kommenden Heften fortsetzen.

Uns ist bei unseren Recherchen ein Bild von Ihnen aufgefallen, das wir gerne drucken würden. Das Motiv "Don´t make a phone call" können wir uns , sehr gut im Heft vorstellen, da wir in der nächsten Ausgabe ein kleines „Traffic Sign-Special“ haben werden.

Ich ahne es ja schon …

Wenn Sie Lust haben, Teil der nächsten MAX-Ausgabe zu werden, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie uns das Bild hochaufgelöst in 300 dpi zusenden könnten – am liebsten per Mail an […labersülz…] Vielen Dank und herzliche Grüße aus Hamburg […laberrhabarber…]

Ich bin auch schon ganz hochaufgelöst. Was wird denn nun aus meiner Befürchtung? … Moment, da kommt ja noch was …

P.S. Die vielleicht wichtigste Frage zum Schluss: Wir können leider kein Fotohonorar bezahlen. Aber jeder Flickr-Fotograf wird namentlich genannt, bekommt also einen Credit. Und eine MAX-Ausgabe gibt’s natürlich per Post.

Na bitte. „Können leider nix bezahlen“. Wer sonst, wenn nicht eine Zeitschrift mit einer Auflage von 230.000 und einer Reichweite von bis zu 0,6 Millionen Lesern und mit Anzeigenseite von 14.400 Euro? Ich will mit Fotos ja nicht reich werden, aber warum nicht wenigstens eine symbolische Anerkennung von 50 Euro, eine neue Speicherkarte, einen Flickr-Pro-Account, meinetwegen sogar ein Jahresabo aus dem Verlagsportfolio, aber lediglich das obligatorische Belegexemplar und die sowieso selbstverständliche Namensnennung? Du knipst, ich verdiene. Das untergräbt den Markt der professionellen Fotografen, deren Bilder über ähnlich gute Suchfunktionen wie Flickr auch bei Getty & Co. zu finden sind. Das möchte ich nicht unterstützen. Eine Frage des Prinzips. Macht beim Bäcker ja auch keiner. Zumindest noch nicht.

Ein solches Angebot zu unterbreiten ist die eine Seite. Was mich aber eigentlich erschreckt ist, wie Leute, die Einiges auf dem Kasten haben (schaut man sich die teilweise sehr hochwertigen Bilder der letzten Ausgaben 12/06, 11/06, 10/06 an), sich nicht für diese Unverfrohrenheit zu schade sind und sich für lau »verkaufen«. Ihr macht den Markt und euren Namen kaputt. Wie wollt ihr denn dann den Leuten klar machen, dass ihr für einen so reichweitenstarken Abdruck umsonst arbeitet, für eventuell folgende kleinere Aufträge dann aber Geld nehmen wollt? Euren professionellen Kollegen dürfte dieses Wasserabgraben Bauchschmerzen bereiten. Das deckt sich doch alles auffallend mit dem oft diskutierten Problem »Generation Praktikum«, bei dem vergleichsweise allgemeine Einigkeit herrscht. Es liegt letztendlich doch an jedem selbst, ob es sich seitens der Unternehmen lohnt, unentgeltliche Arbeitsangebote anzubieten.

So bleibt mir schlussendlich auch keine andere Wahl, als auf die großmütige Anfrage mit folgender E-Mail zu antworten:

Sehr geehrter Herr W.,

vielen Dank für die Anfrage zur Nutzung eines meiner Bilder. Leider kann ich unter den genannten Bedingungen einer Nutzung nicht zustimmen.

Fotografie ist für mich nur ein Hobby. Ich finde ich es jedoch sehr bedenklich, wenn ein kommerziell agierendes Magazin den »User Generated Content«, der das Internet heute ausmacht, für ein extrem kostengünstiges Füllen mehrerer Magazinseiten ausnutzt. Ich denke, ein symbolisches Dankeschön für die Fotografen wäre das Mindeste, was man der Fairness halber anbieten sollte und sicher auch in Ihrem natürlich viel zu geringem Budget noch drin ist. Schließlich wissen Sie sicher, dass auch Getty & Co. funktionierende Suchfunktionen besitzen, die 300 dpi dort sogar obligatorisch sind.

Einige mehr derart agierende Zeitschriften würden eine ganze Berufsgruppe ruinieren, zu der ich glücklicherweise nicht gehöre. Es gibt genug junge professionelle Fototalente, die in einer ähnlichen Fotoserie die Möglichkeit gern nutzen würden, ihre Seiten zu füllen und dennoch günstiger arbeiten als große Namen der Branche, ihre Kosten aber dennoch decken können. Umsonst arbeiten darf nicht selbstverständlich werden. Das dürfte der Qualität und damit dem Verkauf Ihres Magazins mittelfristig auch nicht dienlich sein. Ich möchte das auch nicht unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen,

Ivo Gabrowitsch

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